Liebe(r) mit: Kondome schützen!

Sex ist die schönste Nebensache der Welt. Wen wundert’s, dass man dabei die Schattenseiten gern mal aus den Augen verliert, denn die sind so ganz und gar nicht sexy. Die Rede ist von sexuell übertragbaren Krankheiten (STI). Diese nehmen seit etlichen Jahren wieder rasant zu. Weltweit werden mehr als eine Million Neuinfektionen verzeichnet – und nein, nicht nur in Entwicklungsländern. Dabei kommt wohl den meisten von uns zuerst AIDS in den Sinn (vor allem heute zum Welt-AIDS-Tag), doch HIV-Neudiagnosen sind in den letzten Jahren, zum Glück, stetig zurückgegangen (2019 waren es in Deutschland nur noch 2.600 neue Fälle – ganz im Gegensatz zu anderen Krankheiten wie Syphilis. Die Anzahl der Fälle hat sich hierzulande in den Jahren von 2000 bis 2013 mehr als verdoppelt. Jedes Jahr gibt es weltweit geschätzt insgesamt 376 Million Neuinfektionen mit Chlamydien, Gonorrhö (Tripper), Syphilis oder Trichomonaden. Dazu gesellen sich geschätzt 500 Millionen Menschen mit Genital-Herpes und über 290 Millionen Frauen mit HPV-Infektion (Humane Papillomviren), die zu Gebärmutterhalskrebs, Karzinomen und Feigwarzen führen kann. Die Dunkelziffer von Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten dürfte weitaus höher liegen, da sie häufig symptomlos verlaufen, nicht entdeckt oder erfasst werden. Denn meldepflichtig sind in Deutschland lediglich HIV und Syphilis (einzig in Sachsen gibt es eine zusätzliche Meldepflicht für Tripper und Chlamydien). Doch jetzt mal Hand aufs Herz: Wer redet darüber schon gern mit seinem Bettpartner oder fragt vor dem Lustakt: „Sag mal, hast du dich eigentlich testen lassen?“ Umso wichtiger sind Kondome, denn einzig und allein sie bieten ausreichend Schutz vor einer Infektion.

Achtung: Ansteckungsgefahr

Die meisten sexuell übertragbaren Krankheiten werden durch Kontakt- oder Schmierinfektionen weitergegeben. Das passiert häufig bei ungeschütztem Vaginal-, Anal- aber auch Oralverkehr (Herpesviren übertragen sich beispielsweise von der Lippe auf den Intimbereich). Außerdem kann ein weiterer möglicher Übertragungsweg die gemeinsame Nutzung von Sexpielzeugen ohne Kondom sein und auch beim Petting ist die Wahrscheinlichkeit hoch, Viren (zum Beispiel durch Streicheleinheiten der Intimregion) über die Finger weiterzugebenen, die dann über Schleimhäute (Augen, Mund) aufgenommen werden.

Besser: geschützt!

Gleich vorweg: einen hundertprozentigen Schutz vor Krankheiten gibt es nicht, allerdings kannst du mit der nötigen Vorsicht das größte Risiko vermeiden. Nämlich, indem du Kondome benutzt, vor allem bei häufig wechselnden Sexualpartnern, in offenen Beziehungen, beim Swingen und anderen „kontaktfreudigen“ Hobbys. Auch regelmäßige Tests helfen dir und deinen Partner:innen, auf Nummer sicher zu gehen. In Deutschland gehören solche Tests nicht zur Routineuntersuchung, werden aber bei begründetem Verdacht von der Krankenkasse bezahlt. Frauen unter 25 Jahren können auch ohne Verdacht einmal jährlich kostenlos einen Chlamydien-Test machen lassen, auch Schwangeren steht ein kostenloser Test auf HIV, Hepatitis B und Chlamydien zur Verfügung. Mittlerweile gibt es Testkits, die du ganz einfach Zuhause durchführen und ins Labor schicken kannst. Ganz ohne volles Wartezimmer und Arzttermine.

Generell gilt:

  • Beim Vaginal- und Analsex immer Kondome verwenden – auch dann, wenn der Penis nur kurz in die Scheide oder den Po eindringt.
  • Wenn Sexspielzeuge geteilt werden, bei Weitergabe immer ein neues Kondom verwenden und das Toy desinfizieren.
  • Beim Oralsex kann direkter Kontakt mit infizierter Schleimhaut durch Kondome oder sogenannte Lecktücher vermieden werden. Diese „Dental Dams“ sind hauchdünne, 15 Zentimeter breite und bis zu 25 Zentimeter lange Tücher, meist aus Latex. Sie können auf Anus oder Vulva aufgelegt werden und sorgen für eine gefahrfreie Stimulation. (Krankheiten wie Herpes, Syphilis oder HPV können nämlich auch an Stellen auftreten, die durch ein Kondom nicht geschützt sind – zum Beispiel Vulva, Damm oder Hoden. Hier können Lecktücher Abhilfe schaffen.)

In einer festen Beziehung ist ein Kondom nicht unbedingt nötig, solange ihr ehrlich und offen miteinander umgeht. Auch hier schafft ein gemeinsamer Test Sicherheit und Vertrauen.

Behandlung, bitte!

Die meisten sexuell übertragbaren Krankheiten sind bei frühzeitiger Diagnose gut behandelbar. Mit Ausnahmen allerdings. Einer Infektion mit Gonokokken beispielsweise ist zwar mit einem Antibiotikum gut beizukommen, allerdings sind nur noch wenige Antibiotika wirksam, sodass die Weltgesundheitsorganisation befürchtet, dass diese Infektion in Zukunft durch die zunehmende Resistenzentwicklung unbehandelbar werden könnte. Gegen krebsauslösende humane Papillomaviren (HPV) gibt es seit 2006 zwar eine Impfung, die allerdings nicht gegen alle der 40 auf die Geschlechtsorgane übertragbaren HPV-Typen wirkt. Auch AIDS ist noch immer nicht heilbar und kann lediglich mit antiretroviralen Medikamenten behandelt werden. Neben der Behandlung ist Offenheit gegenüber den Sexualpartner:innen besonders wichtig. Wer von seiner Infektion weiß, sollte unbedingt mit offenen Karten spielen und Spielgefährt:innen mitbehandeln lassen, um die Weitergabe der Infektion zu verhindern.

Wir wollen also heute zum Welt-AIDS-Tag noch einmal die Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit von Kondomen lenken, mit denen du Spaß haben und dich gleichzeitig vor einer Vielzahl Krankheiten schützen kannst. Denn diese können im schlimmsten Fall beträchtliche Auswirkungen auf deinen Körper haben, zu Unfruchtbarkeit und anderen Schäden führen. Also: mach’s mit! Kondome schützen.