Wann ist ein Mann ein Mann?

Die Vielfalt der Männlichkeit

Mannsein war nie so umstritten und vielfältig wie heute. Männlichkeit und das Mannsein sind heute mehr denn je kontrovers diskutierte Themen. Welten und Extreme treffen aufeinander und während die einen tief im Patriarchat verwurzelt sind, fühlen sich andere in der "neuen" Männlichkeit (#NewMasculinity) zu Hause. Weg vom Macho-Klischee und hin zum kreativen Mann mit bunter Gefühlswelt. Den einen Archetyp scheint es nicht mehr zu geben, stattdessen beeinflussen verschiedenste Strömungen und Bewegungen die heutige Definition von Männlichkeit. Psychische Gesundheit steht höher im Kurs als ein Sixpack und klassische Rollenbilder sind out. Oder doch nicht?

Was ist männlich (und was nicht)?

Männlichkeit stand (und steht) für Durchsetzungsfähigkeit, Härte und Kraft - kurzum: den Jäger. Der Mann gilt als Versorger, Familienoberhaupt und ist stets auf der Pole Position. Nüchtern betrachtet bezieht sich der Begriff Mann auf das biologische Geschlecht eines erwachsenen Menschen, wird aber auch bei der Geschlechtsidentität verwendet UND bei Transpersonen. Männlichkeit ist keine starre Definition, sondern unterliegt dem historischen Wandel und wird von kulturellen Gegebenheiten beeinflusst. Biologisch betrachtet ist Männlichkeit der Einfluss des Hormons Testosteron. Auch eine ausgeprägte Virilität, also Zeugungskraft, gilt als männlich.  Neben den stereotypischen Verhaltensweisen gelten zudem  körperliche Merkmale wie eine tiefe Stimme, breite Schultern und ausgeprägte Körperbehaarung als männlich. Ohne große Reflektion würde man diese Eigenschaften ganz klar einem cis-Mann (einer Person, die sich in Gender und Geschlecht als Mann definiert) zuordnen. Aber sind das tatsächlich die Eigenschaften, die einen Menschen als Mann klassifizieren? Unter dem Hashtag #NewMasculinity veröffentlichte das Männermagazin GQ eine Doku-Reihe . Dabei geht es grundlegend um die Frage: Was bedeutet Männlichkeit heute noch?

Noch immer ist das Mannsein mit Kraft, Ausdauer und körperlicher sowie mentaler „Stärke“ verbunden. „Jungs heulen nicht.“ ist einer von vielen Glaubenssätzen, die sich nur sehr zäh aus den Gedanken vieler Menschen entfernen lassen. Verletzlichsein und Gefühle zulassen beziehungsweise zeigen ist aber nicht länger ein „Frauending“, sondern wird von vielen Männern* ganz selbstverständlich gelebt und gehört zur Normalität einfach dazu. Die Akzeptanz, dass männlich gelesene Personen nicht dem patriarchalen Klischee entsprechen, wächst ebenso wie das Bewusstsein, dass Männlichkeit viele Facetten und Farben hat. Und dann gibt es da noch Verhaltensweisen, die zwar als männlich gelten, aber dich und andere Menschen in ihrer individuellen Freiheit beschneiden:

Toxische Männlichkeit

Toxische Männlichkeit oder „Toxic Masculinity“ beschreibt Verhaltensweisen, die Männern* oder auch der Gesellschaft im Ganzen schaden. Der Begriff wurde durch die mythopoetische Männerbewegung der 1980er- und 1990er-Jahre geprägt. Bei toxischem Verhalten stehen die eigenen Bedürfnisse und Werte im Vordergrund. Abweichende Meinungen und andere Lebensmodelle werden von toxischen Menschen abgelehnt. Uneinsichtiges und unreflektiertes Verhalten verhindert jede Form von Konsens. Toxische Glaubenssätze blockieren dabei leider meistens das bewusste Auseinandersetzen mit der eigenen Männlichkeit. Aber ab wann wird Männlichkeit zum Problem und welche Auswirkungen hat das auf andere Geschlechter? Toxische Verhaltensweisen blockieren nicht nur das eigene Denken und Handeln, sondern schränken auch die Freiheiten und Werte anderer Menschen ein, die nicht in das vermeintliche Weltbild passen. Wird jemand aufgrund seiner Sexualität, seines Genders oder seines Geschlechtes abgewertet oder diskriminiert, ist toxische Männlichkeit ein echtes Problem.

Sei (k)ein Mann!

Lass dir von niemanden vorschreiben, wie DU als Mann zu sein hast und wie nicht. Was dich zu einem Mann macht, das definierst du ganz allein. Und deine Männlichkeitsattribute sind auch nicht in Stein gemeißelt, sondern dürfen sich gerne im Laufe deines Lebens ändern. Deine Männlichkeit kann mit dir reifen, sich neu finden und auch aus starren Prinzipien ausbrechen. Du darfst dich jeden Tag auf die Reise machen und neue Seiten an dir entdecken. Du liebst die klischeehaften Männlichkeitsattribute und fühlst dich pudelwohl darin? Go for it! Genauso wertvoll und männlich bist du aber auch, wenn du das eben nicht machst. Sei deine eigene Definition von einem Mann und vielleicht die Version von dir, die du schon immer sein wolltest. Ben Melzer, Trans-Vorbild und Model sagt dazu: "Es ist egal, wo wir uns zugehörig fühlen. Wir sind alle menschlich."

Wir von Loovara haben eine klare Message: Männlich sein ist menschlich sein!

*Mit dem Begriff Mann meinen wir alle männlich gelesenen Personen